“The typewriter was his Tin Drum:” Schlöndorff on Grass (in German)

The Frankfurter Allgemeine (FAZ) brings today a remembrance of Günter Grass by his friend, the film maker Volker Schlöndorff. Opening paras (in German) below; the rest of the article here.

Erinnerung an Günter Grass: Das Herz eines zürnenden Gottes

Günter Grass war die Stimme des deutschen Geistes in der Welt: ein Patriot, kein Rechthaber, auch wenn er oft über das Ziel hinausschoss. Erinnerung an einen Freund.

16.04.2015, von VOLKER SCHLÖNDORFF

© DPAVergrößernBei den Dreharbeiten zur „Blechtrommel“: Günter Grass, David Bennent und Volker Schlöndorff

Da soll man nun was sagen oder schreiben, wenn der letzte und beste „väterliche Freund“ einen ohne Vorankündigung verlässt. Und man es vor zehn Minuten erfahren hat. Reden kann ich eh nicht, weil ich mich erst mal im Wintergarten eingeschlossen und wie ein Schlosshund geheult habe. Nie hätte ich gedacht, dass es mich so treffen würde.

Warum tut diese Nachricht so weh? Millionen werden diesen Verlust ebenso empfinden: die „schweigende Mehrheit der Leser“, die ihm über ein halbes Jahrhundert treu gewesen sind. Sein großes Herz, aus seinen Texten sprach es; seine vielen Kinder, Enkel, seine Frauen, seine Freunde kannten es, in Liebe wie im Zorn. Es gab ihm etwas Allmächtiges, sogar in seinen eigenen Augen – was wir ihm liebevoll verziehen, ohne ihn für unfehlbar zu halten.

1.

Anders war das mit der Öffentlichkeit. Da hatte er einen anderen Stellenwert. Päpstliche Unfehlbarkeit wurde ihm nicht zugestanden. Allenfalls, dass er „anders“ war. Anders als man sich einen Schriftsteller, einen Deutschen, vorstellte. Und deshalb wiederum stellte er alle anderen in den Schatten. Er war die Stimme, auf die man hörte, im Inland wie im Ausland. Nicht Deutschlands Stimme, sondern die Stimme aus Deutschland, die die Welt aufhorchen ließ bald nach dem Krieg, an dem er, rühmlich oder unrühmlich, jedenfalls teilgenommen hatte. Er wusste, wovon er sprach, wenn er schrieb. Und er ahnte auch das Echo – meistens …

Die Schreibmaschine war seine Blechtrommel. Er wusste sie zu nutzen. Zum Nutzen der Leser und unseres Landes. Denn natürlich war er ein Patriot.

Daran ändert die Tatsache nichts, dass er vielen als Nestbeschmutzer galt. Zuerst mitten im Hochgefühl des Wirtschaftswunders und des „Wir sind wieder wer“, als er ihnen (uns und sich) in der „Blechtrommel“ Schuld zuwies und sie antworteten, sein Buch sei Pornographie.

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